Problem: Subjektiver Informationsbedarf
Bei einer Informationssuche in kooperativen Wissensprozessen (Desktop-Szenario) entscheidet sich ein Nutzer, der nach Auffassung der herrschenden Vorstellung der Wirtschaftsinformatik einen subjektiven Informationsbedarf hat, in der Regel für eine Reihe von Suchbegriffen, die er in ein Formular eingibt. Wenn dieses Vorgehen nicht zum Erfolg führt, liegt das normalerweise an einer der folgenden beiden Ursachen:
- Die gesuchte Information existiert nicht im System, d.h. es handelt sich um eine Informationsunterversorgung aufgrund „leerer“ Suchergebnisse.
- Die aufgrund des persönlichen Kenntnisstandes gewählten, subjektiven Suchkriterien entsprechen nicht den objektiven Kriterien, die beispielsweise ein allwissender Beobachter gewählt hätte. Folglich unterscheidet sich der subjektive Informationsbedarf von dem für eine erfolgreiche Suche erforderlichen objektiven Informationsbedarf, was wiederum zu einer nicht zielführenden Informationsnachfrage führt.
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Aufgrund des nahezu unaufhaltsam wachsenden Informationsangebots ist der erste Fall inzwischen relativ selten. Eher ist davon auszugehen, dass das auf eine konkrete Informationsnachfrage resultierende Informationsangebot den subjektiven Informationsbedarf so weit übersteigt, dass die gesuchte Information durch eine Pseudoversorgung in der Masse der verfügbaren Information „untergeht“.
Klassische pull-basierte Suchanfragen führen deshalb heute häufig zu unbefriedigenden Suchergebnissen.
Potenzial: Proaktive peripher wahrnehmbare Präsentation von Inhalten
Ubiquitäre Benutzungsschnittstellen bieten nun die Möglichkeit, Inhalte sowie die bisher meist vollständig in den Systemen verborgenen Beziehungen zwischen den Informationslieferanten und der eingestellten Information für potenzielle Informationskonsumenten „allgegenwärtig“ sichtbar zu machen. Zwar birgt der Einsatz zusätzlicher Informationsstrahler prinzipiell die Gefahr durch einen weiteren Kanal den „Information Overload“ zusätzlich zu verstärken. Jedoch lässt sich im Gegenzug das aus dem Web 2.0 bekannte Potenzial des zufälligen Findens von relevanter Information (statt dem gezielten Suchen) nutzen, was gemeinhin mit Begriff „Serendipity“ ausgedrückt wird.
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Insbesondere bei Systemen mit innovativen bzw. disruptiven Inhalten, wie z.B. im Innovationsmanagement, oder anderen Systemen zur Unterstützung stark zwischenmenschlicher bzw. kreativer Prozesse, kann Serendipity einen entscheidenden Mehrwert zur Verbesserung der Informationsversorgung liefern. Hieraus resultiert ein (objektiv) besserer Informationsstand und letztlich höhere Informationsqualität.
Praktisch könnte ein derartiger Effekt für das Innovationsmanagement durch Anzeige einer Auswahl verfügbaren Ideen an einem hochfrequentierten, gemeinschaftlich genutzten Ort, wie z.B. einer Kaffee-Ecke, erzeugt werden. Gleiches gilt für die Präsentation aktuell laufender Projekte und zugeordneter Mitarbeiter auf Basis eines internen SNS für kooperative Wissensprozesse. Auch hier kann bereits ein großer Mehrwert entstehen, wenn jemand nur „zufällig“ im Vorübergehen entdeckt, dass ein Kollege gerade mit ähnlichen Fragestellungen beschäftigt ist.
CommunityMirrors ermöglichen das zufällige Finden von Information nach peripherer Wahrnehmung oder durch spielerisches Stöbern, was zu einer Verbesserung der Informationsversorgung beitragen kann.